TÖPFERGESELLSCHAFT · SOLOTHURN


Krutter: Töpfer-Gesellschaft, S. 15

Nicht ohne ein Gefühl von Befriedigung blicken wir zurück auf die bunte Mannigfaltigkeit der behandelten Stoffe. Wie verhält es sich aber, wenn wir nach der innern Gediegenheit, nach der nachhaltigen Wirksamkeit unserer Vorträge fragen ? Wir haben uns keinen Augenblick verhehlt, dass die Mehrzahl derselben Dilettantenarbeit und mit den gewöhnlichen Gebrechen solcher behaftet sei. Aber hat denn das Dilettantenthum in der That keine edlere Bestimmung als die, ein zwar sehr anständiger, aber doch im Grunde überflüssiger und nutzloser Zeitvertreib zu sein? Uns will bedünken, nicht wenige Blätter der Kulturgeschichte deuten darauf, dass von strebenden Dilettanten nicht seltener, als von berufenen Gelehrten, die ersten Anregungen zu neuen freiern Anschauungen gegeben, mancher Goldschacht angeschürft worden, dessen Schätze gründlich zu heben, dann freilich ausgebildetem Kräften vorbehalten blieb. Und wiederum ist es der Dilettantismus, welchem hauptsächlich die Aufgabe zufällt, die von Jenen gehobenen Schätze, zu kleinen Münzen geprägt, in allgemeinen Verkehr zu bringen. In diesem Sinne glauben wir unsre Versuche nicht für müssige Tändelei halten zu dürfen. Nicht jede Wirksamkeit lässt sich mit mathematischer Genauigkeit ausrechnen. Mögen unsre Vorträge immerhin der Vergessenheit anheimfallen: wir leben der getrosten Ueberzeugung, dass dennoch manche Vorlesung, manche einzelne Stelle einer Vorlesung in den Geist dieses oder jenes Zuhörers befruchtende Keime geworfen, welche, sich selbstsändig [!] entwickelnd, mit der Zeit zum Baume erstarken, der nützliche Früchte tragen mag in der Zukunft wenn auch keine Seele sich zu erinnern vermögen wird, woher der Samen gekommen!

Die ausdauernde Theilnahe [!] unserer Zuhörer, für welche wir hiemit unsern herzlichsten Dank aussprechen, bestärkt uns in der Meinung, dass wir keine Ursache haben, unsere Thätigkeit zu bereuen. Ohne Zweifel haben zwei Thatsachen dieses Wohlwollen der Zuhörer befördert: Einmal der Umstand, dass keine einseitige Censur den Vorleser im Anssprechen [!] seiner Anschauungen beschränkte. Toleranz, welche aufrichtiges, geistiges Streben auch an Andersdenkenden ehrt, vereinigte freundschaftlich in der "Töpfergesellschaft" Männer von theilweise sehr auseinandergehenden Richtungen; auch die sehr verschiedenen Tendenzen mancher Vorlesungen bildeten ein Zeugniss für diesen Geist der Toleranz, welcher in der Stadt des Schultheissen Wengi einer willkommenen Aufnahme immer gewiss sein kann.

Die andere Thatsache, die unsern Subscriptionslisten Unterschriften warb, war die Voraussetzung der Unterzeichner, dass die Abonnementsbeträge nicht zum Privatnutzen der Vorleser verwendet werden, sondern dass der Abonnent zugleich sein Schärflein zu einem gemeinnützigen Zwecke beitrage.

Krutter: Töpfer-Gesellschaft, S. 16

Der Regierungsrath stellte uns auf verdankenswerthe Weise den Kantonsrathssaal, beheizt und beleuchtet, als Vorlesungslocal zur unentgeltlichen Verfügung, Dadurch wurden die Auslagen beträchtlich vermindert. Wir sahen uns in den Stand gesetzt, aus den nach Abzug der unvermeidlichen Kosten alljährlich in die Kantonalbank gelegten Ueberschüssen von Zeit zu Zeit durch namhafte Beiträge die Erwerbung dreier Gemälde für das hiesige Museum zu ermöglichen. Es sind diese: "Der sterbende Sohn" von Meuron, "Die Eiche im Sturm" von Diday und "Der Bittgang am See" von Rytz. Alles Bilder, welche unserer Stadt zur dauernden Zierde gereichen werden.

Es erübrigt noch die Pflicht, den mehrerwähnten Gästen für ihre freundliche Mitwirkung öffentlich Dank zu spenden, unsern fortgezogenen Genossen, Dr. R. O. Ziegler, Theodor Scherer und Adolf Tobler einen Gruss in ihre neue Heimat zu senden, und unsern Todten, Major Kündig und Erwin Kaiser eine stille Thräne der Erinnerung zu weihen.



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