Walter Künzler
Konservator des Naturmuseums Solothurn, Äschi
Die ganz andern Werte eines Naturmuseums
Bei einem Podiumsgespräch am «Löwensymposium» vor zwei Jahren wurde darüber diskutiert, wie die Tierpräparate in einem Museum ausgestellt werden sollten. Während der Kunsthistoriker Stanislaus von Moos für eine möglichst spektakuläre Inszenierung plädierte, forderte der Naturmuseums-Konservator Walter Künzler eine zurückhaltende Darstellungsweise aus Respekt vor dem Präparat als «Tierleiche».
In seinem Vortrag vor der Töpfergesellschaft begründet er nun diese Zurückhaltung ausführlich und macht dabei deutlich, dass sich die verschiedenen Museumstypen inhaltlich stärker voneinander unterscheiden, als man meint, weil sich die Werte der Naturobjekte auf ein anderes Wertesystem beziehen als diejenigen der Kunstobjekte. Dem kunst- und kulturbewussten Publikum versucht er mit einer Reihe von Beispielen diese andern und manchmal auch etwas irritierenden Werte eines Naturmuseums näher zu bringen. Er wird dabei auch auf die skandalträchtige Körperwelten-Ausstellung des Anatomieprofessors Gunther von Hagens eingehen, die duch die öffentliche und im Fernsehen übertragene Leichenzerlegung neue Publizität erreicht hat.
Walter Künzler, lic. phil. nat, Diplombiologe, ist seit 1978 Konservator des Naturmuseums Solothurn. Er plante und leitete den Aufbau des neuen Museums am Klosterplatz. Das Museum wurde 1981 vom European Museum Award ausgezeichnet; seither ist es von fast einer Million Personen besucht worden.