Eva Lia Wyss
Dr. phil. I, Zürich

Briefe, E-Mails, SMS
Alltägliche Liebesbriefe aus dem 20. Jahrhundert

«Liebesbriefe» sind im 20. Jahrhundert Brautbriefe, Zettelchen, stereotype Liebeserklärungen, Berichte aus dem Alltag, Soldatenbriefe, Vereinbarungen von Treffen, E-Mail-Korrespondenzen, Flirtbriefe und SMS.

Sprachgeschichte ist eine Geschichte der Texte in Situationen und in Medien, eine Geschichte der Kommunikation zwischen Menschen. Sprachgeschichte als Kultur- und Mediengeschichte kann die Welt der Kommunikation verständlich machen. Das vermeintlich vertraute 20. Jahrhundert zeigt sich in der historischen Perspektive und mit Blick auf die Ausdifferenzierung von Textsorten in einem neuen Licht und in einer Vielfalt, die über das Bekannte und Vertraute hinausgeht. Daher soll die Ausdifferenzierung des Liebesbriefs im 20. Jahrhundert mit Einbezug verschiedener Schreibmedien des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet werden. Die sich herausbildenden Codes, Stile und Textsorten sind Zeichen der Veränderung der schriftlichen Liebeskommunikation. Neben der älteren Form des Korrespondierens, die wieder in Mode kommt, entsteht im Internet ein neuer Liebesbrieftypus: der Flirtliebesbrief. Selbst wenn Schreiberinnen und Schreiber sprachlich mitunter sehr traditionell formulieren, fungieren die neuen Medien als Zeichen für das Neue schlechthin. Mit dieser medialen Aspektierung erlangen der Liebesbrief des Internets oder die Liebes-SMS die in der Sprache zwar verlorene, für diese Textsorte aber unentbehrliche Originalität.

Eva Lia Wyss wurde 1961 in Solothurn geboren und besuchte hier das Lehrerseminar. Sie studierte zunächst in Paris Klassischen und Modernen Tanz; später nahm sie an der Universität Zürich das Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte auf und schloss es 1992 mit einem Lizentiat in Grammatiktheorie ab . Sie promovierte 1997 mit einer Dissertation zur Intertextualität und Kulturalität von Fernsehwerbung.

Während des Studiums arbeitete Eva Lia Wyss als Computerlexikografin bei Klett/Cotta in Stuttgart; von 1993-1998 war sie wissenschaftliche Assistentin und Dozentin am Deutschen Seminar der Universität Zürich. 1999-2002 arbeitete sie an einem selbstständigen Projekt. - Sie war Gastdozentin an der Universität Bern, an der Martin-Luther-Universität Wittenberg-Halle und an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.

Publikationen zur Texttheorie, zu Internetkommunikation, Werbung, zur Literatursprache, zu Gender Studies.